befindlichkeitsbloggen
der abfall, den es zu vermeiden galt

Eine andere Sache, die mir der Aufenthalt im kleinen Schwedenhäuschen noch einmal sehr bildlich vor Augen führte, war der Abfall, den man so tagtäglich produziert.
Es gab zwar eine Mülltonne, die zum Haus gehörte, die war aber ungefähr genauso weit weg wie die nächste Einkaufsmöglichkeit, was ja aber auch verständlich ist. Wer jagt schon ein Müllauto mitten durch die Wälder, um an den entlegendsten Stellen die Tonnen zu leeren? Zudem handelte es sich dabei auch "nur" um eine Restmülltonne, große sogenannte Recyclingstationen fanden sich in der unmittelbaren Nähe verschiedener Einkaufsmöglichkeiten oder Tankstellen (eine durchaus logische Sache - da, wo man eh mal hinfährt).
In erster Linie führte das bei mir aber zu einer extremen Müllproduktionssparsamkeit. Weniger aus Faulheit, mehr aus Neugierde. Wie wenig Müll kann man eigentlich produzieren - und wie kann man das, was man sonst leichtfertig wegwerfen würde, vielleicht doch noch weiternutzen? So habe ich in der Müslischachtel Altpapier gesammelt, auf den Einzeltütchen des Tees erst noch Einkaufszettel verfasst oder ähnliches und große Plastikumverpackungen nicht einfach weggeworfen, sondern noch zum Sammeln von kleinerem Plastikabfall genutzt - statt gekaufter Mülltüten.
Alles in allem war ich überrascht, wie wenig Restmüll dann wirklich noch übrigbleibt - und wie sehr sich diese Erfahrung nun auch auf mein Kauf- und Verbrauchsverhalten daheim ausgewirkt hat.

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ich wünsche mir ...

... Zeit, um über die anderen Bücher zu schreiben, die ich letzthin gelesen habe.

... Zeit, um die anderen Bücher zu lesen, die so ungeduldig darauf warten, endlich gelesen zu werden.

... Zeit, um mal wieder Fotos zu machen.

... Zeit. Ja, Zeit halt. Zum Durchatmen.

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urlaub - oder so war's zumindest gedacht

Vor ein paar Tagen bin ich aus dem Urlaub zurückgekommen. Wobei - obwohl's auch erholsam war - würde ich die zwei Wochen als ziemliche Grenzerfahrung werten. Als mein krassestes Erlebnis - seit dem Morphintrip mit vierzehn.

Ich hatte mir ein Haus in Einzellage an einem See in Schweden gebucht. Geplant war eigentlich, dass ich dort eine Woche allein bin und in der zweiten meine beste Freundin nachkommt. Da ihr eine monstermäßig teure Autoreparatur dazwischen kam, musste sie ihre Reise canceln, zu dem Zeitpunkt war ich jedoch schon unterwegs...

Irgendwie fand ich die Vorstellung unglaublich schön. Mal in einem Haus wohnen. Mal direkt vom Küchentisch aus auf einen See blicken zu können. Mal einfach aus der Tür treten und in der Natur stehen. Mal die Einsamkeit kennenlernen. Soweit die verklärte Vision der Städterin, die ich - wie ich nun weiß - bin. Was genau Einzellage heißt, wurde mir nämlich erst richtig bewusst, als ich nach knapp 18 Stunden Reisezeit, der Wegbeschreibung folgend, in einen unbeleuchteten, einspurigen Waldweg abbog.
Die Wegbeschreibung hatte in meiner Berliner Wohnung ganz unspektakulär geklungen, doch wie vage ein "nach ca. 3,5 km nach links abbiegen" eigentlich ist, wenn man besagte circa 3,5 km mit Fernlicht durch einen unheimlich dunklen Wald kriecht, mit dem Bewusstsein, dass man auf diesem winzigen Weg nicht mal wenden könnte, sollte man falsch sein (aber woher sollte man das auch wissen?), dass man nicht mal eben jemanden um Auskunft, geschweige denn Hilfe bitten könnte, sollte man vielleicht ungeschickter Weise vom Weg abkommen... Ein Blick aufs Mobiltelefon verriet: Kein Empfang. Prima.
Dennoch kam ich ohne Zwischenfall oder Umweg nach 45 min an einem Haus an, in dem Licht brannte. Auf den zweiten Blick wurde mir klar: Das war mein Haus, mein Zuhause für die nächsten zwei Wochen. Puh.
Ganz erleichtert war ich noch nicht. Erst einmal musste ich den Schlüssel finden, dessen Versteck ähnlich abenteuerlich beschrieben war wie der Weg...

Wie dunkel dunkel ist und wie einsam einsam, das sollte mir schnell bewusst werden. Genauso, dass ich - entgegen meiner eigenen Einschätzung - doch eher ein Menschenmensch bin.

Das Schöne an absoluter Dunkelheit, in deren Genuss man definitiv kommt, wenn die nächste Straßenlaterne 45 Autominuten weit entfernt ist, sind die Sterne ohne Zahl. Das Schlimme an absoluter Dunkelheit ist, dass ein jedes Licht, das man selbst einschaltet, die Dunkelheit noch dunkler macht und einen selbst viel auffälliger. Ich glaube, dass nicht nur Motten von Licht angezogen werden. Sondern auch Ängste. Ich jedenfalls habe mich anfangs so gegruselt, dass ich zur Beruhigung das Licht ausmachen musste. So verdreht das klingt.
Es wurde besser (tagsüber hab ich mich ab Tag zwei sehr wohl gefühlt und so viel gelesen wie lange nicht. Wie viel doch möglich ist, wenn das Internet als Ablenkungsfaktor wegfällt. Wenn eigentlich alles als Ablenkungsfaktor wegfällt...), irgendwie musste sich bloß ad hoc das Vertrauen einstellen. Das Vertrauen, dass ich zur Not selbst alles im Griff habe und alles gut geht.

Ich möchte diese Erfahrung - so extrem sie war - nicht missen. Aber wiederholen? Muss vorerst auch nicht sein.

Ein paar mitgebrachte Gedanken:
Musik ist auch in der Einsamkeit ein treuer Begleiter. Angst entsteht im Kopf. Raureif ist nicht nur ein wunderschönes Wort, sondern auch eine wunderschöne Kulisse. Wie sehr ein Ticken im Haus gefehlt hat, ist mir erst wieder in Berlin bewusst geworden...

Und erholt habe ich mich erstaunlicherweise trotzdem. So rein habe ich mich lange nicht gefühlt.

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...

Es gibt so Tage, da fühlt man sich obenauf, manchmal sogar so obenauf, als wäre Luft zwischen Fuß und Boden.
Dann wiederum gibt's diesen Moment - sei es ein Wort, eine Geste, ein Gedanke, ein Traum - und schwupps ist man untendrunter, der Boden lastet auf einem.

Goethe hat das schon vor 237 Jahren auf den Punkt gebracht:

Freudvoll und leidvoll, gedankenvoll sein;
Langen und bangen in schwebender Pein;
Himmelhoch jauchzend, zum Tode betrübt;
Glücklich allein ist die Seele, die liebt.

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aller tage abend

Gestern las Jenny Erpenbeck im lcb am Wannsee. Vielmehr las sie nicht nur, sondern saß um einen Tisch mit vier Mikrofonen für Denis Scheck, Verena Auffermann und Hubert Spiegel, wurde viel gefragt, viel gelobt und las dann ein paar Passagen aus ihrem neuen Roman Aller Tage Abend.

Insgesamt war es eine interessante, amüsante und kurzweilige Veranstaltung, weil Scheck ziemlich viele gute Fragen stellte, Erpenbeck diese sehr offen und irgendwie immer auf den Punkt beantwortete, und dabei so angenehm bescheiden war. Verena Auffermanns Beiträge fand ich auch meist sehr treffend (allerdings gab's da diese eine Stelle, an der sie von "wir, also der Westen" sprach - und solches Othering stößt mir immer ein wenig auf, vor allem, wenn "die andere Seite" sich so sehr bemüht, nicht zu othern, sondern aus einer gemeinsamen Jetztperspektive argumentiert... Und beweist, wie gut das geht.) Hubert Spiegel hingegen wirkte wie ein Schüler, der sich bemüht, eifrig zu sein und dabei zeitweise zunächst das eigentliche Thema und dann die Zuhörerschaft aus den Augen verliert.

Insgesamt eine wirklich gelungene Veranstaltung, für die sich der Weg an den Wannsee sehr gelohnt hat.

Hören kann man die Aufzeichnung am Samstag, 27. Oktober 2012, 20.05 Uhr beim Deutschlandfunk. (Sendefrequenzen)

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Heldin Super - wirklich!
Und eine tolle Schilderung.
by jonatan.engel (2014-10-01 00:05)
marathon! Gestern war es soweit.
Endlich, möchte ich sagen. Seit Mittwoch verschiedene Stadien der Nervosität...
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noch - WAH! Eine Woche
noch! Die Plakate hängen schon an der Strecke, das ist...
by jubilant (2014-09-20 21:10)
hast du vielleicht war ich
nicht klar genug beim marathonwettkampf läuft man ja motorisch automatisch...
by wilhelm peter (2014-09-04 20:17)
noch 25 Heutiger Lauf war
gut. Alles im Normalbereich, es war angenehm - nicht zu...
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Nee, nee, ein Runner's High
war das nicht. Dafür war die Strecke gar nicht...
by jubilant (2014-09-04 15:21)

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