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lördag, 20. oktober 2012
urlaub - oder so war's zumindest gedacht

Vor ein paar Tagen bin ich aus dem Urlaub zurückgekommen. Wobei - obwohl's auch erholsam war - würde ich die zwei Wochen als ziemliche Grenzerfahrung werten. Als mein krassestes Erlebnis - seit dem Morphintrip mit vierzehn.

Ich hatte mir ein Haus in Einzellage an einem See in Schweden gebucht. Geplant war eigentlich, dass ich dort eine Woche allein bin und in der zweiten meine beste Freundin nachkommt. Da ihr eine monstermäßig teure Autoreparatur dazwischen kam, musste sie ihre Reise canceln, zu dem Zeitpunkt war ich jedoch schon unterwegs...

Irgendwie fand ich die Vorstellung unglaublich schön. Mal in einem Haus wohnen. Mal direkt vom Küchentisch aus auf einen See blicken zu können. Mal einfach aus der Tür treten und in der Natur stehen. Mal die Einsamkeit kennenlernen. Soweit die verklärte Vision der Städterin, die ich - wie ich nun weiß - bin. Was genau Einzellage heißt, wurde mir nämlich erst richtig bewusst, als ich nach knapp 18 Stunden Reisezeit, der Wegbeschreibung folgend, in einen unbeleuchteten, einspurigen Waldweg abbog.
Die Wegbeschreibung hatte in meiner Berliner Wohnung ganz unspektakulär geklungen, doch wie vage ein "nach ca. 3,5 km nach links abbiegen" eigentlich ist, wenn man besagte circa 3,5 km mit Fernlicht durch einen unheimlich dunklen Wald kriecht, mit dem Bewusstsein, dass man auf diesem winzigen Weg nicht mal wenden könnte, sollte man falsch sein (aber woher sollte man das auch wissen?), dass man nicht mal eben jemanden um Auskunft, geschweige denn Hilfe bitten könnte, sollte man vielleicht ungeschickter Weise vom Weg abkommen... Ein Blick aufs Mobiltelefon verriet: Kein Empfang. Prima.
Dennoch kam ich ohne Zwischenfall oder Umweg nach 45 min an einem Haus an, in dem Licht brannte. Auf den zweiten Blick wurde mir klar: Das war mein Haus, mein Zuhause für die nächsten zwei Wochen. Puh.
Ganz erleichtert war ich noch nicht. Erst einmal musste ich den Schlüssel finden, dessen Versteck ähnlich abenteuerlich beschrieben war wie der Weg...

Wie dunkel dunkel ist und wie einsam einsam, das sollte mir schnell bewusst werden. Genauso, dass ich - entgegen meiner eigenen Einschätzung - doch eher ein Menschenmensch bin.

Das Schöne an absoluter Dunkelheit, in deren Genuss man definitiv kommt, wenn die nächste Straßenlaterne 45 Autominuten weit entfernt ist, sind die Sterne ohne Zahl. Das Schlimme an absoluter Dunkelheit ist, dass ein jedes Licht, das man selbst einschaltet, die Dunkelheit noch dunkler macht und einen selbst viel auffälliger. Ich glaube, dass nicht nur Motten von Licht angezogen werden. Sondern auch Ängste. Ich jedenfalls habe mich anfangs so gegruselt, dass ich zur Beruhigung das Licht ausmachen musste. So verdreht das klingt.
Es wurde besser (tagsüber hab ich mich ab Tag zwei sehr wohl gefühlt und so viel gelesen wie lange nicht. Wie viel doch möglich ist, wenn das Internet als Ablenkungsfaktor wegfällt. Wenn eigentlich alles als Ablenkungsfaktor wegfällt...), irgendwie musste sich bloß ad hoc das Vertrauen einstellen. Das Vertrauen, dass ich zur Not selbst alles im Griff habe und alles gut geht.

Ich möchte diese Erfahrung - so extrem sie war - nicht missen. Aber wiederholen? Muss vorerst auch nicht sein.

Ein paar mitgebrachte Gedanken:
Musik ist auch in der Einsamkeit ein treuer Begleiter. Angst entsteht im Kopf. Raureif ist nicht nur ein wunderschönes Wort, sondern auch eine wunderschöne Kulisse. Wie sehr ein Ticken im Haus gefehlt hat, ist mir erst wieder in Berlin bewusst geworden...

Und erholt habe ich mich erstaunlicherweise trotzdem. So rein habe ich mich lange nicht gefühlt.

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Keine Angst und so

Und ich dachte: wow, so ein kleiner, süßer Hund reicht als Begleitung, und schon hat man keine Angst mehr, so ganz allein in the middle of nowhere. Obwohl er wahrscheinlich tatsächlich hilft. Und ja, Angst entsteht im Kopf, denn wo nichts und niemand ist, kann auch nix passieren, aber erzähl das mal dem Kopf ... der kann ja die wildesten Dinge ... ausmalen ...

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Und Jack Nicholsons Fratze hinter der Fensterscheibe sehen...

[Keine Ahnung, wie es auch ohne Hund gewesen wäre. Ich mag's mir gar nicht ausmalen. Aber zumindest die Angst um ihn, seit der Wolf rumstromerte, wäre nicht gewesen.]

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das hört sich aber sehr schön an.
wissen ist nacht und deshalb hätte ich das licht dann auch meist ausgelassen.

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Last modified: 2018-01-16 19:31
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