Ich habe seit fünf Tagen frei, mache Urlaub auf Balkonien und leseleselesepopese. Schönschön. Vielleicht heute das zweite Buch durch, was dann kommt, mal sehen. Ich genieße die Ruhe, die viele Zeit für mich und Hund - weil ich mir menschenfrei gegeben habe, was mir extrem gut tut.
Viel schlafen, viel lesen, viel essen.
Durchschnaufen.
Schön!

Das ist mal wieder nötig - und das gab es sogar schon einmal in meinem Leben.

Das Vertrackte daran, eine Phase hinter sich zu haben, in der man jeden Cent zweimal umdrehen musste, ist - zumindest in meinem Fall -, dass, sobald man wieder liquide ist, tüchtig was für die Konjunktur getan wird. Weil sich so viele Wünsche angestaut haben. Kaufrausch. Blinder Kaufrausch, denn es ist nie das Nötige, was ich dann kaufe (Klamotten o.ä.), sondern das Schöne. Das ist dann wie Weihnachten mitten im Jahr - und wirklich genau so. Dann kommt alles auf einmal, ich freu mich und weiß trotzdem nicht, womit ich zuerst spielen soll...

Lustigerweise tobe ich mich wirklich als erstes im Buchladen aus, was besonders meine befreundete Buchhändlerin freuen dürfte. Und im zweiten Schritt dann womöglich Ikea, denn wohin mit den neuen Schätzchen, die anderen lösen sich ja nicht einfach so in Staub auf (zum Glück!!). Das Schlimme ist, dass ich mich dann meist nicht entscheiden kann, mit welchem Buch ich zu lesen anfangen will, weil ich sie alle gleich dringend lesen möchte. Und dann seufzen die anderen ungelesenen, die noch im Regal warten, ganz enttäuscht. Da ist wer jüngeres, schöneres, aktuelleres...
Aber nein, das eigentlich Schlimme ist, wenn ich dann einfach nicht dazu komme, überhaupt nur eines davon zu lesen, weil ständig wieder welche zum Begutachten eintrudeln. Das sind selten welche, für die mein Herz schlägt, selten welche, die mich wirklichwirklich tief beeindrucken.
Und dabei möchte ich ja nicht nur lesen, ich möchte auch mal wieder Ausflüge machen. Mit der Kamera. Oder einfach so, ohne Ziel. Mich treiben lassen. Durch diese Stadt. Den Kopf freikriegen.
Denn jetzt ist schon Mitte 2013 - und ich habe dies Jahr noch gar kein Foto von Berlin gemacht. Gar keins! Das macht mich fertig. Ich muss meine Prioritäten mal überdenken... Zunächst aber: Buchkaufverbot! Erst mal den Stapel kleinerlesen - und dabei hoffentlich das eine oder andere bewegende Schätzchen heben. Und trotzdem Arbeit, Freundin, Hund und Schlaf unter einen Hut bringen. Das gute alte Hütchenspiel... Es wird, es wird. Oder? Ich bin doch jetzt erwachsen, wieso hab ich das Gefühl, das Leben immer noch nicht so richtig im Griff zu haben?

Manchmal bewegt sich irgendwie so nichts und niemand, manchmal habe ich das Gefühl in Trivialität zu ertrinken. Und dann, dann geht es plötzlich ganz schnell, so als hätte jemand die Erde einmal extra angeschubst und sie dreht und dreht sich, so schnell, dass mir fast schwindelig wird.
Zuerst tat sich beruflich bei mir so das eine oder andere. Hier eine Zusage, da ein schönes Feedback, dort ein Projekt endlich abgehakt. Dann habe ich mich so allmählich wieder in die Welt der Menschen vorgetastet, was mir nach dem Urlaub in Schweden doch irgendwie schwer gefallen ist - ich war so entschleunigt und einfach so schnell menschlich überfordert. Ja, und dann hab ich nun jemanden kennengelernt. Einen ganz wunderbaren Menschen. Sie ist klug, witzig, reflektiert, umwerfend, toll und unzählige Dinge mehr. Und da ist eine Leichtigkeit, die ich so noch gar nicht kannte. Sie ist irgendwie ein echtes Gegenüber, wenn das es denn nun trifft. Words escape me...
Ich staune, bin gespannt, ob der Dinge, die da noch warten und freue mich. Alles ist gut gerade.

...

Jetzt habe ich in den letzten zwei Wochen drei Bücher gelesen. Eins davon freiwillig - und schnell zwischen zwei Gutachten geklemmt, sonst wär das nix geworden. Ein schönes, poetisches, tiefgänginges kleines Bändchen, das ein bisschen ein Seelentrost war zwischen diesem schlimmen Allerweltsschrott, den da zwei Debütantinnen verfasst haben. Wobei ich weder Autorinnen noch Debüts per se schlecht machen will. Aber diese waren es einfach, schlimmerweise. Noch nie hatte ich beim Lesen so klar die Aussage: Finger weg! vor Augen. Puh. Das sind so die Momente, in den ich ein bisschen die Lust am Lesen verlieren kann. Kann. Denn gerade liegen hier mindestens fünf Bücher, die mich immer noch anlachen, die immer noch sagen: Bitte, bitte, lies mich.
Kaum auf Seite 20 von dem einen, pling, das nächste Gutachten. Aller guten Dinge sind drei - ich hoffe einfach mal!