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ein buch aus meiner kindheit

Ich habe nicht viel gelesen als Kind. Irgendwann wurde mir mal Die unendliche Geschichte von Michael Ende vorgesetzt, die mich als Buch fasziniert hat. In zwei verschiedenen Farben gedruckt, so aufwändig verziert, diese wunderschönen, kalligraphischen Majuskeln, die gespiegelte Schrift... Die Geschichte habe ich jedoch nur bis zu dem Punkt gelesen, an dem Bastian sich sein eigenes Phantasien zusammenwünschen konnte, insofern ist sie an sich immer unendlich geblieben. Vielleicht sollte ich mir auch dieses Buch mal mit erwachsenem (na ja) Geiste zu Gemüte führen.

Hauptsächlich bin ich im Nachhinein froh, dass mir dieses Leseerlebnis nicht meinen Eindruck von Michael Ende versaut hat, denn sonst hätte ich wohl nie Momo gelesen - und das wäre wirklich bedauerlich. Dieses Buch ist eins der wenigen, die ich bisher mehrmals gelesen habe. Einmal relativ früh, dann noch mal zwischendrin und schließlich 2003 - während ich an meinem Uniabschluss gewerkelt habe. In einer Phase der Verzweiflung, weil noch so viele nötige Seiten aber nur noch so wenige Tage bis zur Abgabe übrig waren in jenem fürchterlich heißen Sommer '03, wandte ich mich an eine meiner liebsten Vertrauten und Ratgeber, die mir zurückschrieb: Verzweifle nicht, mach's wie Beppo, denke nur an den nächsten Besenstrich. Und so machte ich's und es funktionierte. Außerdem lief ich in die Buchhandlung und holte mir Momo in Taschenbuchformat. Auch dieses Buch ist übrigens nicht in schwarz gedruckt, sondern in braun. Und ich las es auf einer Recherchereise und finde, eigentlich sollte man es viel öfter lesen, um mal wieder alles in die richtige Perspektive zu rücken.

Es ist unlängst vierzig geworden, dieses Buch. Deshalb hat Thienemann eine Jubiläumsausgabe herausgebracht...

Hier noch ein Zitat von S. 17f:
"Momo konnte so zuhören, dass ratlose oder unentschlossene Leute auf einmal ganz genau wussten, was sie wollten. Oder dass Schüchterne sich plötzlich frei und mutig fühlten. Oder dass Unglückliche und Bedrückte zuversichtlich und froh wurden. Und wenn jemand meinte, sein Leben sei ganz verfehlt und bedeutungslos und er selbst nur irgendeiner unter Millionen, einer, auf den es überhaupt nicht ankommt und er ebenso schnell ersetzt werden kann wie ein kaputter Topf - und er ging hin und erzählte alles das der kleinen Momo, dann wurde ihm, noch während er redete, auf geheimnisvolle Weise klar, dass er sich gründlich irrte, dass es ihn, genauso wie er war, unter allen Menschen nur ein einziges Mal gab und dass er deshalb auf seine besondere Weise für die Welt wichtig war.
So konnte Momo zuhören!"

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ein buch, bei dem ich nur lachen kann

Na ja, "nur" ist vielleicht etwas übertrieben. Zum einen mag ich wahrscheinlich Bücher nicht, bei denen man "nur" lachen könnte - oder aber ich fände sie so übertrieben oder bemüht, dass ich nicht drüber lachen könnte. Generell sind das laute Lachen und ich nicht so große Freundinnen.

Pausenlos amüsiert habe ich mich jedoch bei Loriots Möpse & Menschen. Ich mag seinen Humor einfach. Punkt. Und er ist so herrlich selbstironisch. Im Buch selbst, das den Untertitel "Eine Art Biographie" trägt, erfährt man nicht nur wirklich autobiographisches, sondern bekommt auch eine Reihe Leserbriefe zu Gesicht, in denen die Schreiber ihren großen Unmut über Loriots Zeichnungen äußern. So spießig manche Menschen heute auch noch sein mögen, der Ton hat sich seit den 50ern dann doch verändert.
Besonders imponiert hat mir, dass er sich davon nicht hat unterkriegen oder sonstwie beeindrucken lassen, sondern er einfach weiter sein Ding gemacht hat. Ich fand ihn großartig - und oft habe ich das Gefühl, in einem seiner Filme gelandet zu sein. Das Leben ist einfach absurd und bisweilen lorioteskt. Aber das macht es ja so schön und lebenswert.

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ein buch, das mir von jemandem empfohlen wurde

Das Schlimme ist, stelle ich gerade fest, dass mir gar nicht so wenig Bücher empfohlen werden, ich die sogar oft kaufe, sie auch lesen will, aber bisher noch nicht habe... Meine Mutter schwärmt seit geraumer Zeit von Der Mann mit dem Fagott. Nicht wegen Udo Jürgens, sondern des historischen Gesamteindrucks. Meine beste Freundin hat mir Quasikristalle ans Herz gelegt, das ich gerade lese, das mich aber noch nicht umhaut.

Indirekt mir, aber auf jeden Fall empfohlen wurde hier Die Herrlichkeit des Lebens von Michael Kumpfmüller.
Was Katrin schrieb, hat mich gleich so sehr angesprochen, dass ich das Buch sofort bei meiner Buchhändlerin bestellt und dann gleich gelesen habe. Kommt auch nicht oft vor. Aber ich habe es nicht bereut, es ist wirklich einfach nur schön - und so bewegend. Ich wusste nicht, dass Kafkas Verhältnis zu Prag so belastet war. Ich wusste zwar, dass die Inflation extrem war, aber wenn man plötzlich liest, wie viele Tausend oder sogar Millionen Mark eine Wohnung, ein Laib Brot, eine Kerze gekostet hat, und wie schnell die Entwertung voranschritt, das ist einfach erschreckend. Mich hat am allerärgsten der kleine Epilog getroffen. Ach, derjenigen, die's noch lesen möchte, mag ich das eigentlich gar nicht vorwegnehmen.
Ich habe das Buch jedenfalls auch schon mehrfach verschenkt, weil es so ist, wie Katrin schreibt: Man muss es einfach unbedingt haben, am besten geschenkt bekommen.

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ein buch, das ich mal geliebt habe, aber jetzt hasse

Ein Buch, das ich mal geliebt habe, aber jetzt hasse? Puh, große Worte.

Vielleicht wäre das ein guter Moment, Mama Miezemau einer kritischen Lesung zu unterziehen... Trotzdem sehe ich es vielleicht ein bisschen zu nostalgisch.

Früher habe ich auch gern Disneys Lustige Taschenbücher gelesen, da kann ich mir schon gut vorstellen, dass ich die heutzutage nicht mehr so richtig aushalte. Aber hasse?

Vielleicht meine allerersten Tagebücher. Obwohl ich die auch nicht hasse. Die sind mir nur so peinlich, dass ich mittlerweile sehr gut verstehen kann, wieso jemand seine Tagebücher verbrennt. Andererseits sind sie aber auch stellenweise sehr unterhaltsam. Und auch beruhigend. An manchen Punkten erkenne ich dann, dass ich mich weiterentwickelt habe, an manch anderen, dass ich mir selbst treu geblieben bin.

So, eine Antwort, die keine ist. Aber strenggenommen ist das da oben ja auch keine Frage.

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ein buch von meinem lieblingsautor

Lieblingsautor... Hm. Das ist dann wohl jemand, von dem oder der man so ziemlich jedes Buch hat oder es sich wünscht? Würde in meinem Fall auf nicht unbedingt viele zutreffen. Drei fallen mir spontan ein: Margaret Atwood, Thomas Meinecke und Markus Werner. Problem bei Margaret Atwood - von ihr habe ich unheimlich viele Bücher, weil ich Cat's Eye so sehr gemocht habe, aber bisher sind über die Hälfte der mittlerweile angehäuften Titel noch ungelesen. Leider. Es sind immer so interessante Themen. Was Thomas Meinecke angeht: Ich liebe Tomboy. Holz fand ich auch gut, besonders vor dem historischen Hintergrund. Aber dann? Hellblau hab ich nach nicht mal einem Drittel weggelegt, weil ich es so sterbenslangweilig fand. Und Musik, na ja. Das hab ich ausgelesen, an ein paar Stellen fand ich's sogar gut, aber...

Von Markus Werner besitze ich fast alle Titel (gerade nachgeguckt, wirklich fast alle, abgesehen vom Agyptischen Heinrich). Gelesen habe ich bisher - und in der Reihenfolge - Zündels Abgang, Froschnacht und Die kalte Schulter. Was in diesem Fall ausnahmsweise einmal nicht an der mäßig vorhandenen Zeit liegt, sondern daran, dass ich mit diesem Lesestoff sehr haushalte. Werners Bücher bleiben alle unter zweihundert Seiten, also eigentlich könnte man sein bisheriges Werk ziemlich flott durchlesen, wenn's einem bloß ums Lesen und Seitenreißen geht. Ich habe bei seinen Büchern immer das gleiche Problem. Eigentlich möchte ich sie wahnsinnig schnell durchlesen, möchte wissen, was passiert, wie es weitergeht - und dann möchte ich mir gleichzeitig jeden einzelnen Satz auf der Zunge zergehen lassen, mich an Werners Witz, seinem Humor, seiner Ausdrucksfreude laben. Was immer den gleichen Effekt hat, ich lese wie im Rausch und trotzdem behäbig. Und möchte am liebsten sofort das nächste Buch lesen, wie angefixt von Sprache und Inhalt, und zügle mich dann und sage: Nein, nein, spare sie dir auf, die anderen, genieße sie langsam. Bei mir ist Markus Werner wohl das, was für andere ein guter Wein ist. Etwas für besondere Anlässe. Eine Belohnung. Ein Kurzurlaub.

Die kalte Schulter ist... Ach, ich mag darüber gar nichts schreiben, das soll bitteschön jede/r selbst lesen, es ist so klug und feinfühlig und witzig und überraschend und auch ein bisschen tragisch...

Hier drei Zitate zur Illustration:

"Daß das Leben, sofern man nicht gerade im Gefängnis, im Spital oder im Irrenhaus saß oder lag, unaufhörlich zu Entschlüssen zwang, fand er natürlich, aber lästig, und er vermutete sogar einen Zusammenhang zwischen dieser lästigen Tatsache und der Liebäugelei mit Gefängnis, Spital oder Irrenhaus. Plötzlich stand er so ruckartig auf, wie nur ein Entschlossener aufstehen kann [...]." S. 23

"Zwar wußte Wank damals schon, daß die Schlußphase einer Beziehung fast immer gekennzeichnet war durch den Nachholbedarf an Rücksichtslosigkeit, daß sich gegen Ende hin - so wie die Schattenlänge bei sinkender Sonne wuchs - die Mangelhaftigkeit des Partners vervielfachte oder zu vervielfachen schien." S. 49

"Wenn er so weitertrinke wie bis jetzt, sagte Judith, dann sei sie auf alles gefaßt. Wank sagte, er habe keine Wahl; wenn er nicht trinke, bekomme er von den Leuten Kopfweh, und wenn er trinke vom Trinken, und letzteres sei ihm lieber. Dann habe er ja die Wahl, sagte sie. Ja und nein, sagte er, wählen könne er nur zwischen zwei Entstehungsarten des Kopfwehs, das Kopfweh selbst aber sei Schicksal." S. 105

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