Seit in Russland ein Gesetz verabschiedet worden ist, das es homosexuellen Menschen verbietet, in der Öffentlichkeit das zu tun, was für heterosexuell Veranlagte straffrei weiterhin möglich ist (wobei es sich um so sensationell unflätige Dinge wie Händchenhalten oder Küssen handelt), lese ich immer mehr Schreckensmeldungen, die mich auf so vielen Ebenen fassunglos machen.

Und ich kann meine Gedanken dazu irgendwie nicht richtig zusammenfassen, merke ich. Dies ist nun schon der vierte Anlauf. Eigentlich wollte ich mit einer Analogie einsetzen:

Wenn du Schokolade liebst und dir jemand sagt, dass sie nicht gut für dich ist, hörst du dann trotzdem auf, sie zu essen?
Und was, wenn sie dir jemand verbietet?

Aber die Analogie hinkt, denn ob man Schokolade mag oder nicht, weiß man erst, wenn man sie mal probiert hat, und zudem sitzt die sexuelle Identität ganz sicher nicht in den Geschmacksknospen. Mal ganz davon abgesehen, ist es auch völlig wumpe, wo sie sitzt. Ich persönlich glaube nicht, dass man seine Sexualität wählt, geschweige denn jemand leichtfertig entscheidet, homosexuell zu sein oder zu werden. Gefühle lassen sich nicht steuern. Genau das ist auch der Grund, weshalb ich das Gesetz so irrsinnig finde. Niemand wird lesbisch oder schwul, nur weil sie oder er ein Frauenpaar oder Männerpaar auf der Straße sieht, das sich küsst. Es spricht etwas an, was eh schon in diesem Menschen drinsteckt. Sonst müssten ja die ganzen Heteros, die sich z.B. den diesjährigen CSD angeguckt haben, auch plötzlich alle lesbisch oder schwul sein. (Transsexualität klammere ich mal bewusst aus, weil die die ganze Sache sofort ad absurdum führen würde. Da müsste ja praktisch schon dem Säugling der Kontakt zum anderen Geschlecht untersagt werden, um ungewollte Propaganda zu unterbinden...)

Das Gesetz allein wäre schon entsetzlich genug, gäbe es da nicht gleich Extreme, die es als Freibrief verstehen, Jagd auf Homosexuelle machen zu dürfen. Entsetzlich.

Ich wünsche mir mehr mutige Russinnen und Russen...