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måndag, 29. september 2014
marathon!

Gestern war es soweit. Endlich, möchte ich sagen.
Seit Mittwoch verschiedene Stadien der Nervosität durchlaufen, vielmehr wohl nicht erst seit Mittwoch. Den Samstag über dann erstaunlich ruhig und entspannt gewesen.

In der Nacht von Sa auf So nicht wirklich tief geschlafen, was aber eher der frühen Weckzeit anzulasten war als dem Lampenfieber. Ich schlafe erfahrungsgemäß immer nur sehr leicht, wenn ich Angst habe, den Wecker nicht zu hören. Eine unberechtigte Angst vermutlich, ist aber so.
Eine Runde mit einem Hund gegangen, der so aufmerksam und auf mich konzentriert war, dass es mir fast unheimlich wurde. Dann versucht zu frühstücken - mit mittelmäßigem Erfolg.

Von meinen Eltern auf den Weg geschickt worden, die extra angereist waren. Meine Freundin hatte einen Weg ausgeklügelt, wie sie mich an möglichst vielen Punkten anfeuern konnten - und die drei haben einen ziemlichen Zuschauermarathon hingelegt! Wahnsinn!

Die Zeit bis zum Start mit Anstehen am Dixiklo verbracht, wo mich eine Läuferin aus Schweden anquatschte.
Ein ganz unwirkliches Gefühl gehabt, mir nicht vorstellen können, dass es das jetzt wirklich war. Dass ich jetzt wirklich 42 km laufen würde. Marathon. Nee, oder? Ich? Nee.

Am Tag zuvor hatte ich mir noch einmal das Knie tapen lassen. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste - denn das Tape vom Samstag hatte definitiv nicht geschadet. Der Physio hat mich extra für "den Lauf deines Leben" getapet. :)

Und dann Start 1. Welle! Gelbe Ballons steigen in den blauen Himmel. Ich teste zum xten Mal meine Kopfbedeckung, woran ich merke, dass ich nervös bin. Ein Blick auf die Pulsuhr bestätigt noch zusätzlich. Start 2. Welle, der H-Block darf vorrücken. Unterwegs noch eine Reihe Dixiklos, bei denen die LäuferInnen sich beeilen, flugs abgebogen, sicher ist sicher. Und dann geht's los! Vorbei an der Siegessäule, Marker schon so vieler persönlicher Erlebnisse. Tiergarten wartet mein kleiner Fanclub das erste Mal, ich freue mich genauso, die drei zu sehen, wie sie mich. Während ich weiterlaufe, eilen sie zurück zur S-Bahn, nehmen Kurs auf den nächsten Anfeuerungspunkt.
Bevor ich sie das nächste Mal sehe, überhole ich Sigrid Eichner, die Weltrekordhalterin unter den Frauen, was die Zahl der gelaufenen Marathons und Ultrathons angeht. Was ein irres Gefühl. Überlegt, ob ich was zu ihr sage, dann aber nicht getraut. Trotzdem in stiller Bewunderung an ihr vorbei und mich gefragt, ihr wie vielter Marathon das jetzt ist - und ob sie die 1900 bald knackt. Imposant!

Wetter top, Tagesform top, mich schön an die Pace-Vorgabe gehalten und den Lauf und das Laufen genossen, denn die Stimmung war echt irre. So viele Menschen - auf und an der Strecke. Völlig fasziniert hat mich, dass man stellenweise nichts als das lustige Getrappel von tausenden Sportschuhen gehört hat. Wie leise so viele Menschen sein können! Und irgendwie friedlich. Aber die Abschnitte mit mehr Anfeuerung waren natürlich auch nicht zu verachten.
Bei Kilometer 14 meldete sich eine Blase an einem der kleinen Zehen. Ich musste innerlich lachen bei der Vorstellung, wegen einer Blase aufzuhören.
Mich immer wieder gewundert, wie kurz die Strecken zwischen den Versorgungsstationen waren. Schwupp kam schon die nächste. So viele Bananen wie gestern hab ich wohl noch nie an einem Tag gegessen. So ganz kann ich's nicht mehr nachvollziehen, aber es werden sicher mindestens sechs oder sieben gewesen sein.
Ich habe nur eine Trinkstation ausgelassen, weil ich schon einen Gluckerbauch hatte. Und einmal, kurz vor der Halbmarathonmarke, tauchte links eine Reihe mit vier Dixis auf, an denen nur vier Leute anstanden (sonst waren es zwei Dixis und sicher sieben Wartende), entschieden, sicherheitshalber lieber mal zu gehen. Dadurch zwei Minuten verloren und einen Anblick geboten bekommen, der mich noch in Alpträumen verfolgen wird... Nun ja, hinterher ist man immer schlauer. Aber die Vorstellung, bei km 30 oder später warten und dann weiterlaufen zu müssen, fand ich zu hart. Aus dem Training weiß ich, dass das Antraben dann nicht mehr so leicht geht. Irgendwann kommt einfach der Punkt, an dem man niemandem mehr ausweichen (und keine roten Ampeln mehr stehend bewältigen) möchte. Den kannte ich schon. So bis Kilometer 28 gab's nix zu meckern - abgesehen von der Blase vielleicht. Ab da ging es nicht mehr mühelos, wirklich erschöpft war ich nicht, aber knappe drei Stunden Laufen sind halt doch irgendwie anstrengend. Ab Kilometer 30 ging der Hauptteil der anderen Läufer bereits, da habe ich gestaunt. Ab Kilometer 34 - so ca. - hat mir das was ausgemacht, weil mein Körper da auch lieber gegangen wäre. Oft liest man ja, dass man die letzten Kilometer mit dem Kopf läuft, mit dem Willen. Das war bei mir definitiv so. Ich wollte die Zeit erreichen, auf die ich hintrainiert habe, wollte ankommen. Verschiedene Sätze im Kopf wiederholt, allem voran: "Leichte Beine", denn es wurden immer mehr Läufer, die am Rand standen und sich die Beine dehnten. Ich hatte seit Jahren keinen Krampf, das sollte sich ausgerechnet jetzt auch nicht ändern. Laut meiner Pulsuhr war ich über einen halben Kilometer weiter als in Wirklichkeit, was mir aber letztendlich geholfen hat. Irgendwann kamen die Jetzt-sind-es-nur-noch-6-km,-also-zwei-läppsche-Trainingsrunden-Gedanken, die mich über die letzten Kilometer getragen haben. Das war dann auch der Punkt, an dem ich nicht mehr zu den vielenvielen Kindern am Streckenrand gelaufen bin, um dort die kleinen Hände abzuklatschen. Irgendwie hatte ich dafür nicht mehr genug Schritte übrig. (Aber soso niedlich. Irgendwo standen drei kleine Mädchen in einer Kurve, alle mit ausgestrecktem Arm und als Prinzessinnen verkleidet, da musste ich einfach hinrennen. Und was da für ein Raunen durch die Zuschauer ging. Dafür haben die mich dann gleich noch mal mehr angefeuert.) Ein Mann rief mir bei Kilometer 38 zu, dass ich noch total gut aussähe, im Gegensatz zu meinen Mitstreitern. Das fand ich fast ein wenig gemein, die anderen kämpften ja irgendwie auch den Kampf gegen sich selbst und brauchten das nicht als Demotivation.
Und dann kam das letzte Stück. Die letzte Versorgungsstation mit einer ganzen Reihe von HelferInnen, die so liebevoll allen zusprachen und anfeuerten (haben die wirklich überall! So viele freundliche Menschen!!) Unter den Linden, Pariser Platz, durchs Brandenburger Tor. Hier wurde es so laut von den Anfeuerungsrufen der Zuschauer, dass ich fast meinen kleinen Club übersehen und -hört hätte, weil plötzlich so viele wildfremde Menschen meinen Namen gerufen haben, dass ich gar nicht mehr reagieren konnte. Und dann das Ziel! Fünfzig Schritte vorher schnürte es mir plötzlich die Kehle zu. Was für ein überwältigendes Gefühl! Mein erster Marathon! In unter fünf Stunden! Wahnsinn! Wahnsinn!! Genau meine Trainingsplanvorgabe gelaufen...
Schnell meinen Beutel abgeholt und meine Familie gesucht - und ein wenig unrund gegangen, weil mir dann doch die Füße ein wenig wehtaten und sich zu der einen Blase gefühlt noch zehn weitere gesellt hatten. Wobei ich die nur gespürt hab, weh taten die nicht. Die Knie zum Glück auch nicht. Zwischendurch hatte sich das linke mal gemeldet, aber sich dann wohl doch irgendwie arrangiert.

Das Treppenlaufen fiel mir erst mal schwer - und ich war froh, dass sich meine Mutter der Blasen angenommen hat, die letzten Endes gar nicht so zahlreich waren wie befürchtet (nur riesig war die eine!). Wenn jemand Tipps hat, was man gegen Blasen auf den Kuppen der Zehen tun kann, ich freu mich drüber.
Das Erstaunlichste: Rückenschmerzen in den Lendenwirbeln. Die haben mich echt überrascht.

Wow. Ich bin einen Marathon gelaufen. Das ist so unwirklich!

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Heldin

Super - wirklich!
Und eine tolle Schilderung.

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Last modified: 2018-01-16 19:31
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by jonatan.engel (2014-10-01 00:12)
Heldin Super - wirklich!
Und eine tolle Schilderung.
by jonatan.engel (2014-10-01 00:05)
marathon! Gestern war es soweit.
Endlich, möchte ich sagen. Seit Mittwoch verschiedene Stadien der Nervosität...
by jubilant (2014-09-29 21:23)
noch - WAH! Eine Woche
noch! Die Plakate hängen schon an der Strecke, das ist...
by jubilant (2014-09-20 21:10)
hast du vielleicht war ich
nicht klar genug beim marathonwettkampf läuft man ja motorisch automatisch...
by wilhelm peter (2014-09-04 20:17)
noch 25 Heutiger Lauf war
gut. Alles im Normalbereich, es war angenehm - nicht zu...
by jubilant (2014-09-04 19:49)
Nee, nee, ein Runner's High
war das nicht. Dafür war die Strecke gar nicht...
by jubilant (2014-09-04 15:21)

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